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Neue Studie: Nicht jede Gans macht Weideschäden
Helmut Kruckenberg
In den letzten Jahrzehnten haben die Konflikte zwischen Gänsen und der Landwirtschaft zugenommen. Vielgestaltig sind die Versuche, die Beeinträchtigungen von Landwirten zu reduzieren: dazu gehört die Konzentration von Gänsen in Schutzgebieten, Ausnahmeabschüsse oder eine generelle Reduzierung der Population. Um solche Maßnahmen zu rechtfertigen, müssen wir die Auswirkungen auf die durch Gänse verursachten Schäden verstehen. Dies setzt aber ein Verständnis dafür voraus, wie die Ertragsverluste durch die Gänsebeweidung und die Interaktionen zwischen den Arten beeinflusst werden. In einer aktuellen Studie wurden Daten aus monatlichen Gänsezählungen in Friesland (NL)und GPS-besenderte Gänse kombiniert. So konnte der Weidedruck durch Nonnen-, Bless- und Graugänse auf landwirtschaftlich genutztem Grünland abgeschätzt werden. Mithilfe linearer gemischter Modelle (LMM) wurde der Weidedruck in Beziehung zu den von Gutachtern bewerteten Schäden gesetzt.
Die Ergebnisse zeigen eine positive, nichtlineare Beziehung zwischen dem Ertragsverlust und dem Beweidungsdruck durch Nonnengänse, wobei die bewerteten Schäden mit zunehmendem Beweidungsdruck langsamer ansteigen. Bei Blässgänsen findet sich eine negative Beziehung, während bei Graugänsen sowohl positive als auch negative Beziehungen auftreten. Bei jeder Art wird die Beziehung durch die Häufigkeit der beiden anderen Arten beeinflusst.
Bei Nonnengänsen lässt sich die Beziehung durch die Auswahl von Feldern erklären, die das beste Gleichgewicht zwischen Nahrungsaufnahme und Energieverbrauch bieten, sowie durch das Nachwachsen von Gras, wobei der höchste Weidedruck über einen längeren Zeitraum auftritt. Die Ergebnisse für die anderen Arten sind wahrscheinlich auf räumliche und zeitliche Unterschiede bei der Nahrungssuche im Vergleich zu Nonnengänsen zurückzuführen, wobei größere Arten Gebiete mit höchsten Schäden meiden. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass eine Verringerung der Gänsedichten nicht direkt zu einer Verringerung der Ertragsverluste führt, so dass Maßnahmen wie Populationsreduzierung oder Ausnahmegenehmigungen zum Abschuss mit Zurückhaltung bewertet werden. Außerdem zeigt die Studie, dass nicht alle Arten gleichermaßen zu den Schäden in der Landwirtschaft beitragen. Hier muss die Diskussion deutlich differenzierter geführt werden.
Quelle:
Nelleke H. Buitendijk, Monique de Jager, Menno Hornman, Helmut Kruckenberg, Andrea Kölzsch, Sander Moonen, Bart A. Nolet (2022): More grazing, more damage? Assessed yield loss on agricultural grassland relates nonlinearly to goose grazing pressure. J. Appl. Ecol. early view. https://doi.org/10.1111/1365-2664.14306
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