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Viel Kompetenz – wenig Aktion
Dr. Stefanie Thiel
Es war einmal … das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz. Es liest sich wie ein Märchen von grünen Wäldern, blühenden Wiesen, sauberen Seen und Flüssen. Alles begleitet vom Kompetenzzentrum Natürlicher Klimaschutz (KNK):
Kompetenzzentrum Natürlicher Klimaschutz (KNK) | Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) (z-u-g.org)
Wie praktisch, dass die Aktivitäten von einer Stelle koordiniert werden. Doch weit gefehlt. Der zweite KNK-Newsletter informiert uns über die Einrichtung einer weiteren Fachberatungsstelle, diesmal mit dem schwungvollen Namen KlimaWildnisZentrale:
BMUV: Bundesumweltministerin Steffi Lemke eröffnet KlimaWildnisZentrale in Berlin | Pressemitteilung
Als ob es an Informationsquellen mangeln würde… Im Gegenteil: Bei all den Fachberatungsstellen, Kompetenzstellen, Koordinierungsstellen etc. kann man durchaus den Überblick verlieren. Wer kennt z.B. die beiden folgenden Einrichtungen?
Nationale Klimaschutzinitiative vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz:
https://www.klimaschutz.de/de/ueber-die-initiative
Informations- und Koordinationsstelle der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung:
https://www.ble.de/DE/Themen/Klima-Energie/Informations-und-Koordinationsstelle/Klima_node.html
Nun also gibt es in Deutschlands größter Stadt eine Wildniszentrale. Nach einer angemessenen Einarbeitungszeit in das komplexe Themenfeld werden sicher erste Artikel verfasst und Veranstaltungen organisiert. Und dann wird es auch nicht lange dauern, bis gut gemeinte Handlungsempfehlungen ausgesprochen werden. Dabei wäre das konkrete Handeln viel wichtiger. Wie steht es also um die Umsetzung klimaschutzrelevanter Maßnahmen?
Interessant und gleichzeitig ernüchternd ist in diesem Zusammenhang die Liste der ausgewählten Projekte für natürlichen Klimaschutz in ländlichen Kommunen:
Wenn Maßnahmen wie vereinzelte Baumpflanzungen (Bremerhaven), die Sanierung eines Dorfteichs (Gemeinde Rubkow) oder die ökologische Aufwertung eines Schulsportcampus (Landkreis Röhn-Grabfeld) gefördert werden, ist das sicher ein kleiner Beitrag zum Klimaschutz, aber weit entfernt von den ursprünglich hochgesteckten Zielen des Aktionsprogramms. So etwas erweckt eher den Eindruck, als ob die Kommunen sich entweder längst geplante Maßnahmen gerne von einem Förderprogramm bezahlen lassen oder medienwirksame Aktionen initiieren, in der Hoffnung, dass die Finanzierung übernommen wird. Jedes Projekt hat seine Berechtigung, aber bei einer Fördersumme von 3,5 Mrd. € (und ursprünglich sogar 4 Mrd. €), hätte man größere Sprünge erwarten dürfen.
Wäre es nicht sinnvoller, sich bei der Vergabe der Fördergelder auf große Projekte mit überregionaler Bedeutung zu konzentrieren, die ohne staatliche Unterstützung nicht oder nur schwerlich umgesetzt werden könnten? Beispielsweise eine großflächige Aufforstung oder die Renaturierung eines Flusses inklusive Wiederherstellung eines naturnahen Verlaufs oder die Wiedervernässung von Mooren. Zumindest im Hinblick auf letzteres darf man aber im Nordosten der Republik optimistisch gestimmt sein. Schließlich wurde hierfür auch kürzlich eine neue Koordinierungsstelle eingerichtet, die MoorAgentur Mecklenburg-Vorpommern:
https://www.bmuv.de/media/eroeffnung-der-moorschutzagentur-in-mecklenburg-vorpommern
Juhu. Vielleicht wird jetzt zwar nicht das Märchen von den grünen Wäldern, blühenden Wiesen, sauberen Seen und Flüssen wahr, dafür aber die Geschichte von den intakten Mooren. Wenn sie dann nicht schon längst gestorben sind.
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