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Osnabrücker Brutvögel: Bilanz der Entwicklung seit 2000/2002

Ein Männchen des Schwarzkehlchens: Die Art hat im Gegensatz zum Braunkehlchen in den
vergangenen Jahren einen erfreulichen Aufschwung erlebt. (Foto: M. Schreiber)

Dr. Gerhard Kooiker

In den Jahren 2000-2002 (2003) wurde eine halbquantitative Brutvogelkartierung im gesamten Stadtgebiet von Osnabrück (120 km2) durchgeführt und deren Ergebnisse im Osnabrücker Brutvogelatlas niedergelegt. Nach dieser Rasterkartierung auf Quadratmeterbasis liegen erstmals detaillierte Kenntnisse über Häufigkeit und Verteilung sämtlicher Brutvogelarten der Stadt vor (Kooiker 2005).

Auf dieser Basis lässt sich nunmehr die Bestandsdynamik über diesen relativ kurzen Zeitraum bis heute (2022/23) verfolgen und eine aktuelle Bilanz der letzten 20 Jahre ziehen. Der vorgelegte Bericht behandelt die im Brutvogelatlas aufgelisteten 100 Brutvogelarten sowie die Vogelarten, die sich in diesem Zeitraum in Osnabrück neu- oder wiederangesiedelt haben.

Die aktuellen Basisdaten für die Trendaussagen beruhen im Wesentlichen auf meinen jährlichen oder in mehrjährigen Abständen erhobenen Bestandserfassungen. Im Einzelnen sind es die langfristig angelegten Studien über Kiebitz (seit 1976) und Elster (seit 1986), Populationszählungen bei Rabenkrähen (seit 1989) und Dohlen, Linientaxierungen durch das Stadtgebiet (seit 1986) und um den Rubbenbruchsee (seit 2014), die Probeflächenkartierung im Bürgerpark (seit 1986) sowie die Linienkartierung im Stadtteil Schinkel/Widukindland im Zuge des Monitorings „Häufige Brutvögel in Niedersachsen“ (seit 2005). Überdies führe ich in unregelmäßigen Abständen auf allen wichtigen Gewässern der Stadt Wasservogelzählungen durch, schwerpunktmäßig am Rubbenbruchsee und im Gretescher Feuchtbiotop. In Zweifelsfällen wurden auch die seit 1980 im Venner Moor durchgeführten avifaunistischen Erhebungen zu Rate gezogen.

Unterschiedliche Erfassungsgenauigkeit

Natürlich gelingt es auch mit diesen Methoden nicht, alle Brutvogelarten der Stadt hinreichend genau zu erfassen. Es sind die bekannten schwer zählbaren Arten u.a. Wintergoldhähnchen, Wasserralle, Kernbeißer, Kleinspecht, Habicht, um nur einige zu nennen, die sich der Beobachtung weitestgehend entziehen und sich nur mit großem Arbeitsaufwand und speziellen Zählmethoden gut erfassen lassen. Hier liegen leider keine vertrauenswürdigen Daten vor, um eine Bestandsaussage zu machen, geschweige denn einen Bestandstrend zu konstruieren. Meist liegen zu diesen Arten nur Zufallsbeobachtungen vor, daher wurden sie in der Bilanz-Liste (s. Abbildung) mit einem Fragezeichen versehen. Andere Felder in der Liste mussten mangels Daten offen bleiben.

Andererseits existieren bei Graugans, Graureiher, Kiebitz, Steinkauz, Haubentaucher und Zwergtaucher exakte (alljährlich erhobene) Daten. Bei den meisten Arten erfolgten jedoch Schätzungen und Hochrechnungen mit einer Bestandseinteilung in Häufigkeitsbereichen: 1-3,  4-7,  8-20,  21-50,  51-150,  150-400 … (Paare bzw. Reviere). Genauere Bestandsangaben waren nicht angedacht und bleiben einer erneuten, umfassenden  Kartierung des Osnabrücker Brutvogelbestandes vorbehalten. Die hier vorgelegte Liste dient letztlich der raschen Orientierung.

Weiter Hinweise und Kommentare zu einzelnen Vogelarten steuerten Dr. Volker Blüml, Dr. Johannes Mütterlein, Sabine Pankoke und Irina Würtelen bei. Ihnen allen sei herzlich gedankt.

Fazit

Von 100 Brutvogelarten (2000/2002) sind bis 2023 31 Arten mehr oder weniger stabil geblieben, haben 41 Arten ab- und 15 Arten zugenommen und bei 13 Arten konnte keine Einschätzung gemacht werden.

In diesem Zeitraum haben 7 Arten die Stadt als Brutvögel sicher verlassen - keine Brutnachweise der letzten 10 Jahre: Mandarinente, Rebhuhn, Wachtelkönig, Feldschwirl, Gelbspötter, Girlitz, Birkenzeisig und 3 Arten (Wachtel, Wasserralle, Weidenmeise) mit hoher Wahrscheinlichkeit.

In diesem Zeitraum haben sich 11 Arten im Stadtgebiet neu angesiedelt (Nilgans, Schnatterente, Weißstorch, Wanderfalke, Austernfischer, Mittelspecht, Neuntöter, Kolkrabe, Saatkrähe, Uferschwalbe, Schwarzkehlchen), davor 3 Arten (Uferschwalbe, Schwarzkehlchen, Neuntöter) die Stadt wiederbesiedelt.

Literatur:

Kooiker G (2005): Brutvogelatlas Stadt Osnabrück. Umweltberichte 11. Sonderband. Osnabrück.

Kooiker,G (2011): Die Gastvögel von Osnabrück und Umgebung. Osnabrück.

Kooiker G (2016): Langfristige Bestandsentwicklungen von Elster und Rabenkrähe in Osnabrück 1984 bis 2015 mit Anmerkungen zur interspezifischen Konkurrenz. Vogelkundl. Ber. Niedersachs. 45: 59-70.

Kooiker G (2016): Die Vögel des Rubbenbruchsees und angrenzender Gebiete. Osnabrück.

Kooiker G (2018): Vogelmonitoring in Osnabrück: Ergebnisse 32-jähriger Bestandserfassungen (1986 bis 2017) im Kernbereich der Stadt mit Hilfe der Linientaxierung. Vogelkundl. Ber. Niedersachs. 46: 71-90.

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