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Aufruf zur Aufsammlung von Gewöllen (von Eulen, Turmfalken)
Irina Würtele
Nach über 30 Jahren erfolgte – längst überfällig – im August 2025 die Veröffentlichung einer neuen Roten Liste der Säugetiere Niedersachsens und Bremens (Kirberg 2025, Download hier). Rote Listen dienen der Dokumentation des Gefährdungsstatus von Arten. Alle Mäuse und Spitzmäuse mussten allerdings in der aktuellen Liste mit einem „D“ – Daten defizitär, eingestuft werden. Dies zeigt deutlich, wie wenig aktuelles Wissen wir über die Verbreitung dieser Artengruppen haben. Für die Zukunft soll versucht werden, dieses Kenntnisdefizit aufzuarbeiten und mehr Daten aus der Fläche zu gewinnen. Vor diesem Hintergrund bin ich sehr interessiert an Brutplätzen von Eulen und Turmfalken, da man dort gut Gewölle bzw. Speiballen einsammeln kann, um die Beutetier-Zusammensetzung zu untersuchen. Um eine gute Abdeckung der Fläche zu erzielen, ist Mithilfe der Bevölkerung gefragt:
Wer kennt Brutplätze oder Schlafbäume von Eulen und könnte dort Gewölle aufsammeln?
Hintergrund
Die Untersuchung von Gewöllen ist eine sehr gute Methode, um Kenntnisse zu den Kleinsäugern zu gewinnen, da Eulen (bedingt aber auch Turmfalken) sehr fleißige Probensammler sind und viele verschiedene Mäuse bzw. Spitzmäuse jagen. Von einigen Standorten liegt bereits Gewöllematerial vor, es wird aber stetig versucht, die noch vorhandenen Lücken (Messtischblatt-Quadranten) zu füllen. Durch die Analysen sind bereits spannende neue Erkenntnisse aus der Fläche erlangt worden und auch weiterhin zu erwarten. Das Projekt ist aktuell eine rein ehrenamtliche Initiative.
Wie, wann und wie viel soll gesammelt werden?
Grundsätzlich sind Gewölle von allen Eulenarten und auch von Turmfalken interessant. Das Material kann man mit relativ geringem Aufwand z.B. an Schlafplätzen von Waldohreulen oder in Nistkästen von Schleiereule & Co. aufsammeln. Ideal wären je Standort 30-50 Gewölle, weniger geht aber natürlich auch (alles ist besser als gar nichts zu haben). Es müssen keine perfekt erhaltenen Gewölle sein (auch wenn diese zu bevorzugen wären), wichtig ist nur, stets standortbezogen zu sammeln und das Datum (oder Zeitraum) der Aufsammlung zusammen mit dem genauen Ort (Adresse/Koordinaten) zu notieren, um sie der Probe eindeutig zuordnen zu können. Gern auch die Vogelart dazu notieren.
Selbstverständlich bekommt jeder Materialsammler eine Artenliste nach Abschluss der Analysen (dafür bitte die Kontaktdaten mit zum Standort notieren).
Die Materialsammlung kann in einem einfachen, luftdicht verschlossenen Gefrierbeutel (max. 3 Liter je Standort) erfolgen. Falls es länger gelagert werden soll, weil z.B. mehrere Proben zusammen verschickt werden sollen und/ oder sich die Aufsammlung etwas hinzieht, ist je nach Zustand folgendes zu empfehlen:
Feuchtes Material: Am besten bis zum Versand einfrieren oder erstmal an der Luft durchtrocknen lassen (sonst schimmelt es) und erst dann luftdicht verschließen, oder direkt zügig versenden.
Trockenes Material: Luftdicht verschlossen kann es direkt versendet oder eigentlich auch nahezu unbegrenzt gelagert werden, bis man alle Proben zusammen hat. Im eigenen Interesse empfehle ich die Lagerung draußen, da diverse Keratin-fressende „Schädlinge“, die auch auf Wolle, Federn oder Fell gehen, im Material enthalten sein könnten und man diese sicher nicht gern in der Wohnung haben möchte. Grundsätzlich ist 2 Wochen durchfrieren lassen nie verkehrt, wenn das Material erstmal länger liegt, da es den Zustand der Gewölle besser erhält, als wenn die Larven und Raupen weiterhin fleißig die Gewölle zersetzen – sie werden dann deutlich schwieriger auseinanderzunehmen und zerfallen auch schneller.
Bitte beachten, dass unnötige Störungen an Brutplätzen natürlich unbedingt vermieden werden sollten.
Material kann man mir jederzeit senden. Das Projekt wird mich sicherlich die nächsten Jahre noch beschäftigen - es wäre also nicht unbedingt dringlich, sondern reicht auch im Laufe der nächsten Monate. An sich ist diese Initiative grundsätzlich langfristig angelegt, sodass ich mich auch danach über Zusendungen freue. Erstmal geht es natürlich um einen Status quo, da über Jahrzehnte kaum etwas gemacht wurde, aber für zukünftige Aktualisierungen der Rote Liste sind wiederkehrende Analysen derselben Orte natürlich sehr sinnvoll.
Kontakt: Bei Rückfragen und für weitere Informationen zur Übersendung der Gewölle stehe ich gern zur Verfügung: irina.wuertele@gmx.de
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