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Das Braunkehlchen (Saxicola rubetra): Vogel des Jahres 2023

Ein Männchen des Braunkehlchens: stark gefährdeter Vogel des Jahres 2023 (Foto: M. Schreiber)

Dr. Gerhard Kooiker

Im Jahre 1987, also vor über drei Jahrzehnten, hatte es das Braunkehlchen zum ersten Mal zum Jahresvogel geschafft. Da haben viele Naturschützer mit Applaus reagiert, einen so seltenen und bestandsgefährdeten Vogel zu küren. In diesem Jahr (2023) wurde das Braunkehlchen erneut zum Vogel des Jahres erkoren. Sicherlich wird es öffentliche Aufmerksamkeit finden. Wird das zu seinem Schutz beitragen? Ich habe da so meine Zweifel. Es hätte bereits vor über dreißig Jahren mehr Schutz benötigt - damals ohne viel Effekt.

Es muss an dieser Stelle die Frage erlaubt sein, ob den Entscheidungsträgern in der NABU-Zentrale die Vögel ausgehen? Denn auch im letzten Jahr wurde mit dem Wiedehopf (nach 1976) sowie davor mit dem Rotkehlchen (nach 1992) jeweils zum zweiten Mal eine Art zum Jahresvogel ausgerufen.

Bekanntermaßen ist das Braunkehlchen stark gefährdet. Wir haben es an den Rand des Aussterbens gebracht. Es steht als Leitart stellvertretend für alle Wiesenbrüter. In Deutschland ist sein Bestand seit den 1950er Jahren je nach Region um 50 bis 90 % zurückgegangen. In vielen großräumigen Gebieten gibt es keine Braunkehlchen mehr. Wesentliche Ursachen dafür sind der Verlust von blütenreichen Wiesen durch die intensive Landwirtschaft, die Aufgabe kleinbäuerlicher Strukturen sowie die Abnahme von Wildkräutern durch Gifte. Eine wesentliche Bedrohung dürfte möglicherweise auch die starke Bejagung auf den Zugwegen rund um das Mittelmeer und in den afrikanischen Winterquartieren sein.

Nun einmal Hand aufs Herz. Haben Sie in diesem Jahr schon ein Braunkehlchen in unserer Heimat gesehen? Ich noch nicht! Während ich jetzt Mitte Juni am Schreibtisch sitze und diese Zeilen schreibe, habe ich bisher in und um Osnabrück noch keine Braunkehlchen gesehen, auch nicht in guten Braunkehlchen-Habitaten wie im Venner Moor oder sogar am Dümmer. Das spricht eindeutig für die Seltenheit sowie die starke Abnahme dieser Art.

Was braucht das Braunkehlchen?

Ideale Bruthabitate sind kleinteilige und extensiv bewirtschaftete Wiesenlandschaften mit blütenreicher Vegetation in heterogener Ausstattung. Eine niedrige, lückige Vegetation ist geeignet für die Nahrungssuche und Bereiche mit bodennaher Deckung sind gut für die Nestanlage. Da es als Wiesenvogel offene Landschaften bevorzugt, werden Gebiete mit Hecken und Gehölzen gemieden. Überdies dürfen auch Nahrungstiere nicht fehlen, die inzwischen durch die landwirtschaftliche Flächenbearbeitung nicht mehr in ausreichender Anzahl und Größe zur Verfügung stehen.

Alarmierend: Überregionale Bestandsgrößen und -abnahmen

Ein Männchen des Schwarzkehlchens: Die Art hat im Gegensatz zum Braunkehlchen in den
vergangenen Jahren einen erfreulichen Aufschwung erlebt. (Foto: M. Schreiber)

Die Lage des Braunkehlchens ist besorgniserregend.  Nach dem "Atlas Deutscher Brutvogelarten" (ADEBAR) ist es nahezu in ganz Deutschland verbreitet und tritt großflächig am häufigsten im Norddeutschen Tiefland in klimatisch begünstigten Landesteilen mit trockenwarmen Standorten auf. Dabei sieht die Situation im Osten deutlich besser aus als im Westen. Die meisten Vögel scheint es in Mecklenburg-Vorpommern zu geben.

In den Alpen und dem südlichen Alpenvorland sowie in großen Teilen Westfalens fehlt das Braunkehlchen weitgehend. Die deutsche Population wurde nach der Kartierung 2005-2009 auf 29.000 bis 52.000 Reviere beziffert und nahm bundesweit von 1995 bis 2010 um 50 % ab. Nach aktuellen Zählungen (2019) stellte sich heraus, dass der Bestand weiterhin dramatisch gesunken war und zwar auf 12.500 bis 22.000 Paare (NABU 2020).

Für Niedersachsen wurden im Jahre 1985 etwa 4000 bis15000 Brutpaare erfasst, für den Zeitraum 2005-2008 waren es nur noch im Mittel 2200 Reviere (s. Atlas Brutvögel Niedersachs. und Bremen, 2014). Danach beschleunigte sich sogar der Rückgang, denn im Jahre 2020 wird der Bestand mit 1100 Revieren angegeben - gegenüber 1985 ein Bestandsrückgang um rund 90%!! Ein Desaster! Große Bereiche in Westniedersachsen sind mittlerweile verwaist. Das Braunkehlchen wurde deshalb in der aktuellen „Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Brutvögel (9. Fassung, Oktober 2021)“ in die höchste Gefährdungskategorie eingestuft und zwar von Kategorie 2 („stark gefährdet“, 8. Fassung, 2015) in die Kategorie 1 („vom Aussterben bedroht“).  

Bei unseren Nachbarn in Nordrhein-Westfalen sieht es noch schlimmer aus. Hier schrillen alle Alarmglocken. Das Braunkehlchen siedelt nur noch in Naturschutzflächen mit extensiver Grünlandnutzung und steht kurz vor dem Aussterben (Die Brutvögel Nordrhein-Westfalens, 2013).

Interessanterweise stuft „BirdLife International“ das Braunkehlchen als ungefährdet ein und nennt für Europa einen Brutbestand von 6,5 bis 10,5 Millionen Paaren, die circa 75 % des als weitgehend stabil geltenden Weltbestandes ausmachen. Sehr große und stabile Populationen gibt es demnach in den weiten Flusstälern und Wiesenlandschaften Russlands, vor allem im nördlichen Landesteil.

Ausgestorben: Das Braunkehlchen in der Osnabrück Feldflur

Letzte Rückzugsgebiete sind oftmals militärische Übungsgelände, auf denen keine landwirtschaft-
liche Nutzung stattfindet (Foto: M. Schreiber)

Und bei uns? Bei Spaziergängen und Fahrradtouren durch die Osnabrücker Feldflur wird man im Frühjahr den Gesang des Braunkehlchens nur noch sehr selten oder gar nicht mehr vernehmen. Auch hier hat sich der von Rachel Carson vorhergesagte „Stumme Frühling“ bewahrheitet: Wieder ist eine Vogelart regional ausgestorben!

Dabei war das Braunkehlchen nach Kumerloeve (1950) in und um Osnabrück keineswegs ein seltener Brutvogel. Nach seinen Aussagen war die Art Brutvogel im Rubbenbruch, im Gebiet Güterbahnhof Hörne und in Eversburg/Halen. Vor dem I. Weltkrieg haben die Vögel sogar „auf der Osnabrücker Wüste“ und am Pappelgraben gebrütet. Die Umwandlung des Gebietes ab 1908 in Schrebergartengelände vertrieb die Braunkehlchen in weiter abgelegene Wiesen. Günter Müller traf am 23.6.1957 im Rubbenbruch einen Futter tragenden Altvogel an und dokumentierte hier 1964 möglicherweise die letzte sichere Brut für Osnabrück.

Im Altkreis von Osnabrück war das Braunkehlchen laut Ringe (1970) um 1950 sogar häufiger als das Schwarzkehlchen: "brüten sie doch überall im Altkreis auf den Flüsse und Bäche begleitenden, feuchten Niederungswiesen". Für den damaligen Altkreis gibt er den Brutbestand mit 65 bis 70 Paare (1960-1963) an. Anschließend ging der Brutbestand stark zurück, auch infolge Trockenlegung und Umbruch von Weiden und Wiesen.

Es ist jedoch nicht komplett auszuschließen, dass die letzten Braunkehlchen noch Anfang bis Mitte der 1970er Jahre in den Hasewiesen östlich Osnabrücks (7.6.1977, singendes Männchen, Fledderwiesen, Dieter Casprowitz) und im Bereich Atter-Hellern-Hasbergen gebrütet haben. Hierzu fehlen allerdings exakte Brutnachweise. Im benachbarten Nemdener Bruch wurde 1994 das letzte Brutpaar von Frank Bludau festgestellt und Frank Vogelsang notierte in Voxtrup-Hickingen am 29.5.2004 ein stark brutverdächtiges Paar. Achtung! Braunkehlchen ziehen regelmäßig bis Mitte Mai, ausnahmsweise sogar Ende Mai, durch die Osnabrücker Feldflur und singen auch vereinzelt (so am 8.5.1988, Rubbenbruch, Günter Müller) - ohne jedoch an dem Beobachtungsort zu brüten.

Im vogelkundlich bestens untersuchten Venner Moor habe ich (Kooiker 2013) das Braunkehlchen seit 1980, dem Beginn meiner avifaunistischen Studien, nie als Brutvogel nachweisen können. Ebenfalls konnte Blüml (2011) in einer flächendeckenden Kartierung (2010) keine Brutvögel im Venner Moor nachweisen. Im gesamten Landkreis von Osnabrück ist der Brutbestand mittlerweile erloschen. Die Vögel sind nur noch auf dem Zug zu beobachten.

Fazit: Der bei uns beobachtete Bestandseinbruch deckt sich mit vielen Berichten aus Deutschland und den mitteleuropäischen Ländern.

Weitreisende Frühlingsboten

Mit viel Glück lassen sich Braunkehlchen bei uns nur noch auf dem Durchzug beobachten. Es sind typische Sommervögel, also Zugvögel, genauer gesagt Langstreckenzieher, die in Afrika südlich der Sahara überwintern. Während der Wanderungen tauchen die Vögel in kleiner Zahl überwiegend in den Grünlandgebieten entlang der Düte und Hase auf. Im nördlichen Landkreis von Osnabrück findet ein geringer Durchzug statt. Die Vögel sitzen dann einzeln, paarweise oder in kleinen Gruppen auf Zäunen, Drähten, Pfählen und Hochstauden.

Die ersten Vögel, in der Regel Männchen, werden meist Mitte bis Ende April beobachtet. Der Frühjahrszug bewegt sich in einem engen Zeitfenster. Das Gros zieht zwischen der 3. April- und der 2. Maidekade (Höhepunkt 1. Maidekade) durch, einzelne Tiere wandern noch Ende Mai. Vom Herbstzug, der im Allgemeinen zwischen Ende August und Mitte September abläuft, liegen wenige Beobachtungen vor, späteste am 21. Sept. (vgl. Kooiker 2011).

Was hilft den Braunkehlchen?

Lebensraum des Braunkehlchens: es fehlen extensiv genutzte Flächen und Ruderalstreifen
(Foto: M. Gellermann)

Was den Braunkehlchen hilft - und vielen Vogelarten, die in ähnlichen Lebensräumen wohnen, - ist bekannt und wurde ständig von Biologen, Ornithologen und dem NABU angemahnt und den Politikern unterbreitet. Es hat leider nichts genützt.

Die zwei Hauptbedrohungen sind:

1) Verlust von Lebensräumen sowohl in den Brut- als auch in den Überwinterungsgebieten, verbunden mit der Veränderung in der Landnutzung und der Bodenbedeckung.

2) Illegales Töten und Fangen, besonders während des Frühjahrszuges und in der Brutzeit (insbesondere im gesamten Mittelmeerraum!).

Einige Landesverbände des NABU haben in den vergangenen Jahren Projekte und Studien zum Braunkehlchen durchgeführt, kamen jedoch übereinstimmend zum gleichen Ergebnis: “ Ohne die Mitarbeit von engagierten Landwirten kann dem Braunkehlchen nicht geholfen werden“ (NABU 2022). Agrarumweltprogramme können die Lebensraumqualität für Braunkehlchen und andere Wiesenbrüter verbessern. Dazu zählen Feuchtwiesenprogramme, Blühstreifen, Wiedervernässung, Extensivierung, reduzierter Einsatz von Dünger und Bioziden sowie Reduktion der Mahd. Alle Maßnahmen bedeuten letztlich ein Zurückfahren des intensiven Landbaus und finanzielle Einbußen der Landwirte (Bastian 2023).

Letztlich ist die Politik in der Pflicht, das drohende Aus des Braunkehlchens in weiten Teilen Deutschlands zu verhindern. Vielleicht hilft der neue Strategieplan, den Cem Özdemir vorstellte. Mit den nationalen Strategieplänen legen die EU-Mitgliedstaaten dar, wie sie die reformierte Gemeinsame Agrarpolitik (GAP), die ab Januar 2023 in Kraft tritt, auf nationaler Ebene umsetzen wollen.

1) Hauptziel ist es demnach, den Bestand der europaweit stark abnehmenden Art wieder in einen günstigen Erhaltungszustand zu bringen.

2) Den Bestandsrückgang der Populationen auf allen Zugrouten zu stoppen.

Was also tun? Welchen Beitrag können wir Vogel- und Naturschützer (bzw. die einzelnen NABU-Gruppen) vor Ort leisten? Und zwar auch dort, wo keine Braunkehlchen brüten? Nach unserer gängigen Vorstellung gibt es zwar zahlreiche Möglichkeiten, fast alle scheitern jedoch am nötigen politischen Willen. Eine Ansiedlung sei darüber hinaus sehr schwierig, so eine Expertin beim Michael-Otto-Institut, denn Braunkehlchen würden sich stark daran orientieren, ob schon andere Vögel in einem Gebiet brüten. Man merkt schnell, wie ratlos man ist.

Jedes Märchen hat bekanntlich ein Happy End. Die Geschichte des Braunkehlchens hoffentlich auch, jedoch fällt es mir schwer hieran zu glauben. Alles das scheint nicht wirklich zu erfreuen.

Literatur

Bastian, H.-V. (2023):  Braunkehlchen – was bringt die Zukunft? Der Falke 70: 7-12.

Blüml, V. (2011): Die Brutvögel des Venner Moores (Landkreis Osnabrück). Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 42: 111-132.

Kooiker, G. (2011): Die Gastvögel von Osnabrück und Umgebung. Osnabrück.

Kooiker, G. (2013): Vogelmonitoring im Venner Moor (Landkreis Osnabrück): 32-jährige Untersuchungen (1980-2011). Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 43: 193-208.

Kumerloeve, H. (1950): Zur Kenntnis der Osnabrücker Vogelwelt (Stadt- und Landkreis).  Veröff. Naturwiss. Ver. Osnabrück 25: 147-309.

NABU (2022): Dem Wiesenclown fehlen die Wiesen (und zwei weitere Berichte). Naturschutz heute. Winter 2022: 8-15.

Ringe, F. (1970): Die Vogelwelt in Stadt- und Landkreis Osnabrück. 160 Seiten (unveröff. Manuskript).

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